Das Wort „urassn“ soll angeblich aus dem Gotischen kommen. Machen wir uns mal auf die Suche nach den Resten dieses ostgermanischen Wortes.
<<Aus dem Gotischen stammende Wörter wurden im 1873 erschienen Wörterbuch von S. Hügel noch als „willkürlich gebildet“ bezeichnet, konnten jedoch durch andere Forschungen (u.a. von Eduard Pötzl und Berthold Sengschmitt) zugeordnet werden. Beispielsweise bildete sich das Wort urassen (verschwenden) aus dem gotischen ufarassus, das bereits in der Wulfilabibel vorkommt.>>
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Wienerisch
<<[…] folgende zitate vom oben bereits erwähnten dr. hans klöpfer (1867 – 1944):
„Man (der sprachforscher) geht ihr (der mundart) heute nach als dem letzten frischen Zweige am Stamme unserer Sprache, dessen sorgloser Wildwuchs neben dem blassen Pfropfreis der Schriftsprache fröhlich im Safte steht.“
„Die Schriftsprache vor allem die der Kanzleien, der Zeitungen und des Massenstils, gleicht einer glatten, abgegriffenen Wand, einförmig grau oder farbig übertüncht, darunter der Sprachliebhaber nur mühsam da und dort das alte Gefüge wahrnimmt. Die Mundart dagegen ist wie ein köstliches altes Gemäuer, umwuchert von Blumen und würzigen Kräutlein, aus dessen Wetterfugen der Sprachkenner sich zu guter Stunde manch seltsame Versteinerung, manch blinkenden Kristall, wohl gar ein goldenes Regenbogenschüßlein holt.“
er zeigt dan auf, dass „urassen“ und die „wampen“, ebenso wie „es“, „enk“ und die mehrzahl mit „ts“ (hobts) gotischen ursprungs sind.>>
URL: http://www.landwirt.com/Forum/395848/Deutsch—Dialekt–Dialekt—Deutsch.html
Was sagen die Holländer dazu? Man versteht’s schon fast ohne Übersetzung:
<<In Zuid-Duitschland vinden wij oudere, vollere vormen, overeenkomende met de door Kiliaan genoemde: oostenr. urasz en uraszen, beiersch die uräsz en uräszen (in of mit), veruräszen2). In Zwitserland daarentegen weder die met uitgestooten vocaal, overeenkomende met de in Nederland en Neder-Duitschland meest gebruikelijke: ursi n. ‘1. Speisereste, 2. Kerngehäuse des Obstes, 3. etwas Verwerfliches, Schlechtes’; ursen, ‘1. mit Futter nicht wirtschaftlich umgehen, 2. foppen, zum
1)Daarnevens nog éartje en oefeârtje in den zin van: afweiden, o.a. bij Gijsbert Japiks; doch hier zal Epkema wel gelijk hebben, die dit eene misspelling acht voor eattjen of ettjen (nnl. etten), als gevolg eener verwarring dezer beide ww., veroorzaakt door de nauw hoorbare uitspraak in ‚t Friesch der r vóór t.
2)Zie deze alle bij Schade 1059b en verder Schmeller2 I, 134.
[p. 226]
Besten haben’; urasse, ‘unreifes Obst, das vor der Zeit ausfällt’; ürzelen, ‘necken’ (Schweiz. Idiot. I, 469, 499). Voorts meng. ortes, ‘remnants’ (Mayhew), gewest.-neng. orts (Hexham, Sewel, Nares, Halliwell, Skeat); en schotsch orrel, ‘what is left o’er, or over = orrows, things that are supernumerary’, to ort, ‘to throw aside provender. To crumble. Denotes rejection in whatever sense; to ort his dochters’, worts, ‘the refuse of straw, hay or other fodder, which cattle will not eat’ (Jamieson). En eindelijk gewest.-zweedsch oräte, uräte onz., gewest.-deensch orret, het door het vee versmade, overgelaten eten, uitschot van voêr’ (Rietz, Svensk Dial. Lex. 490)1).>>
Quelle: http://www.dbnl.org/tekst/_tij003189401_01/_tij003189401_01_0033.php
<<
unbändig, übertrieben, arg, viel, woiddan. unglaublich, ungeheuer, intensiv, ungebärdig, unartig
abgeleitet von
„(sich) gebärden“:
ahd. gibāren, mhd. gebæren = ‘sich betragen, verhalten’
reflexiv (sich gebärden) = ‘sich außergewöhnlich benehmen, verhalten, aufführen
Für die irreführende Wortform ist der regelhafte Ersatz von /r/ durch /x/ [ch] in der Stellung vor /t/ verantwortlich:
vgl. fertig =
[fia(ch)te], [feate], [fechtet]
Quelle: O-Radl, Salzkammergut Dialektvarianten
Dieses u-bascht oder o-bascht sind typische, alte bairische „U-Ausdrücke“, wie auch
U-furm (Unfurm) = üble Gewohnheit, Unart‘,oder eine Person, die damit auffällt, etwa ein Lausbub, ein Rotzlöffel, der häufig etwas anstellt
U-gsund (Ungesund)“ = Z.B. „Dem treibt’s an U-gsund ausser“ meint wenn jemandem „Wimmerl“ (Pusteln, Ausschlag) auffahren oder er unter „Oassn“ (Geschwüren, Furunkeln) leidet.
u-danks (undanks) = ‚gedankenlos, unabsichtlich, unverhofft‘ z.B. „Es is u-danks gscheng“ heißt so viel wie: ‚Es geschah unabsichtlich, ohne dass ich es wollte, nicht zu Fleiß‘
vgl. woiddan
upoasch gschmoh = ganz lieb (mehr);
upoasch viel Obst = besonders viel Obst;
ein ubaschtes Toan (Benehmen) haben;
I gfrei mi scho ganz uboasch auf insre Roas = Ich freue mich ganz besonders auf unsere Reise.
Unbärdiges Holz weist auf klobiges, krummwüchsiges Holz hin, welches mit Auswüchsen behaftet ist.
urassen, urassn
Urass, urassig
urasz, uraszen
[ahd. urazi = zu viel zum Essen]
(mehr)
verschwenden, vergeuden, verschwenden, verschleudern, verschwenderisch leben oder mit einer Sache umgehen
laut Grimmschen Wörterbuch
URASZ, n., m., verschmähte überbleibsel von speise und futter, reste und geringwerthiges überhaupt
urasz, m., der vielfrasz
uräsz,-äszig, adj. adv., auch ohne umlaut, überdrüssig, wählerisch, mäklich, kiesätig (vgl. kiesig th. 5, 698, unäszig 2) u. dgl.; objectiv was überdrusz, ekel erregt (vgl. ekel, eklig). mhd. ureჳ
uraszen,-äszen, n., ’sehr heikel sein im essen, gute sachen nicht essen, dieselben wegwerfen oder verschenken; verwüsten, verwirtschaften, verschwenderisch oder wegwerfend umgehen mit sachen‘;
Als Urass bezeichnet, auch die „übriggelassenen oder verschmähten Speisen selbst“.
Wer urasst, geht mit den Eßwaren verwüstend um“, er macht „das Essen eher unbrauchbar, als daß er wirklich ißt, wählt ohne Hunger nur das Beste aus.
Das Adjektiv urassig bedeutet „übersatt und durch gutes Essen verwöhnt“. >>
<<urassen (auch in Altbayern) → verschwenden>>
Quelle: http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/870178
Textliche Verwendung:
<<So weh (Txt: Alex Karazman)
Es foahrts olle an Mercedes
Und wir gengan nua per pedes
Es hobts olle eichre BMW
Und uns tuat vom Hatschn scho de Feaschn
weh
So weh so weh
Es frissts imma eichre Chefmenü
Wir hom an Hunga weu wir hom ned vü
Es tuats urassn mit Kaviar
Und uns föht des Knedl fia r a Soizstangal
(und des tuat)
So weh so weh
Es sads geizig und des finds es geil
Wir gengan am Zauhnfleisch, san im Oasch
derweil
Es tats erben eichare Edelstaana
Wir tan sterbm eine in Huizpüdschama
(und des tuat)
So weh so weh>>
Quelle: http://www.pepis-bagage.at/texte/
<<urassen (W3)
Am 18.07.2007 erhielt ich folgenden Hinweis von Thomas Weninger:
Nachdem ich das Wort schon einmal auf Ihrer Homepage gesucht habe, habe ich jetzt endlich eine Erklärung auf einer anderen Seite gefunden:
„urassen“ = „verschwenden“, von ahd. „urazi“ = „zu viel zum Essen“ (siehe Links)
Die Quellen sind zwar etwas wackelig, aber vielleicht genügt Ihnen das ja schon, um das Wort aufzunehmen.
Ein anderer Hinweis besagt, übersetzt österr. (umgsspr.) „urassen = „verschwenden“.
Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Ausdruck auf „überessen“ zurückzuführen ist (vgl. „äsen“ = „weiden“, ahd. „az“ = „Futter“, „Weide“, ahd. „azzen“, „atzen“ = „füttern“, „speisen“). Aber das ist lediglich eine assoziative Vermutung.
In meiner Jugend habe ich ab und zu das umgsspr. „asen“ („der hat ganz schön geast“) im Sinne von „übertreiben“, „zu viel essen“ gehört. Dies ist vermutlich auch zu verstehen als „der hat ganz schön abgeweidet“, „die Weide (den Teller) leergegessen“ (auch und vor allem im übertragenen Sinn).
Das österr. „urassen“ erinnert mich auch an das saarländische „Orwesse“ = „Überreste“. Wenn man das „w“ (das eigentlich nicht vom „b“ kommen kann, da es hinter dem „r“ steht) wegläßt, dann erhält man „Oresse“, das dem „Urasse“ doch nahe kommt. Aber das ist auch nur eine assoziative Spekulation.
Licht ins Dunkel dieser „urassierten“ Spekulationen brachte eine E-Mail von Prof. Dr. Wilfried Rott, am 07.09.2009:
Auf der Internet-Seite über die Etymologie von Austriazismen schreiben Sie auch über „urassen“. Die Emtymologie ist eindeutig. Es geht zurück auf „ufarassjan“ im Gotischen. Bedeutung im Gotischen: „machen, daß etwas im Überfluß da ist“, „vermehren“. Dazu gibt es das Substantiv „ufarassus“ = „im Überfluß“.
(E?)(L?) http://www.janko.at/Wienerisch/Lexikon/u.htm
(E3)(L1) http://oewb.retti.info/oewb-public/show.cgi?lexnr=/qBEekAOF58k1P1aFrzemO3ioAlyZiIb0WUND7nzTij\gGCuyzJU0Q==&pgm_stat=show
urassen (österr. ugs.) ; du uraßt (österr. ugs. für verschwenden) DUR20
nach Sprachebene: ugs. [umgangssprachlich] Markierung(en)
regional: öster. [österreichisch]
stilistisch: unmarkiert
weitere Markierung: unmarkiert
urassen (österr. ugs.) ; du urasst (österr. ugs. für verschwenden) DUR21
nach Sprachebene: ugs. [umgangssprachlich] Markierung(en)
regional: öster. [österreichisch]
stilistisch: unmarkiert
weitere Markierung: unmarkiert
urassen (mundartl. österr.) verschwenden DUS93
nach Sprachebene: mda. [mundartlich] Markierung(en)
regional: öster. [österreichisch]
stilistisch: unmarkiert
weitere Markierung: unmarkiert
urassen (österr. ugs.) «sw. V.; hat» [zu landsch. Uraß = Speisereste] (österr. ugs.) verschwenden, [schlemmend] vergeuden. DUW94
nach Sprachebene: ugs. [umgangssprachlich] Markierung(en)
regional: öster. [österreichisch]
stilistisch: unmarkiert
weitere Markierung: unmarkiert
urassen (ugs.) „verschwenden“ Ebner80
nach Sprachebene: ugs. [umgangssprachlich] Markierung(en)
regional: öster. [österreichisch]
stilistisch: unmarkiert
weitere Markierung: unmarkiert
urassen prassen, verschwenden Seffcheque98
regional: St [in der Steiermark] Markierung(en)
urassen verschwenden, wählerisch essen (ahd. urazi: zuviel zum Essen) Wintersberger95
>>
Quelle: http://www.etymologie.info/~e/a_/at-ismen_.html
<<als für sie das sechs- bis zehnstundenlange Durchsprudelnlassen von Trinkwasser “schon ein bissl nach Urassen” aussehe.>>